Velociraptor

Velociraptor

Von der Zivilisation vergessen ruhen die Überreste menschlichen Fortschrittglaubens seit Ewigkeiten auf ihren Friedhöfen; im Erdreich eingebettet und von Pflanzen überwuchert verweilen sie in verwilderten Gärten, an Stränden, auf Schrottplätzen oder stillgelegten Industrieanlagen. Dort liegen sie allgegenwärtig und unbeachtet. Angepasst an ihre Umgebung werden sie nicht mehr wahrgenommen. Dort werden sie als Schrott bezeichnet: rostig, zerbrochen, verbogen, dreckig, nutzlos.

Ich suche und finde sie: Ich freunde mich mit ihnen an und nehme sie mit zu seinen Artgenossen in mein Fundstücklager. Es kommt die Zeit, da nehme ich eines heraus, kombiniere es je nach dem mit wenigen oder auch vielen seiner Freunde; ein Kunstobjekt entsteht.

Meine Arbeit ist die mit einem Archäologen vergleichbar, der ausgegrabene Scherben solange miteinander kombiniert bis sich ein „Ganzes“ ergibt, mit dem Unterschied, dass mein geschaffenes „Ganzes“ noch nie als solches existierte. Der Prozess der Arbeit verselbständigt sich, das Kunstobjekt wächst von alleine. Die einzelnen Teile wachsen zusammen. Meine Arbeit ist die des kreativen und handwerklichen Zusammenfügens. Das Werk ist fertig, wenn es „stimmt“.

(Odo Rumpf, 1992)

 

Standort: Godewindpark
Material: gerostetes Altmetall
Künstler: Odo Rumpf

Odo Rumpf

1961                 geboren in Leverkusen

                         Dipl.-Ing. Maschinenbau (RWTH Aachen)

                         Autodidakt und 2 jährige Kunststudien bei Prof. Thomas Virnich

seit 1991          hauptberuflich als Selbständiger Künstler tätig

1993                 Künstleranerkennung (Prof. H.P. Schall, Akademie Düsseldorf)

 

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Odo Rumpf ist ein Sammler. Ein Industriearchäologe eigener Prägung auf der Spur einer sich langsam zersetzenden Epoche. Und kreativer Umdenker der von ihm entdeckten, meist verwitterten Fundstücke. Wie in einem Puzzle stellt und ordnet er sie in einen Zusammenhang und verleiht den Teilen, in von ihm erdachten Arrangements neue Bedeutungen. Doch nicht allein dieser neue, durch ihn erst erstellte Zusammenhang ist ihm wichtig; interessant bleibt ihm auch die wirkliche, wie zugedachte Geschichte der benutzten Einzelstücke. Dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Einzelteile, unterstreichen seine Skulpturen daher in besonders beeindruckender und in der Form sehr ästhetisch wirkender Weise. Trotz des bewussten Verhaftens in der alltäglichen Form bleiben Banalität oder auch eine provozierende Ästhetik des Hässlichen außen vor. Durch den Gebrauch bzw. die Umnutzung des Alltäglichen wird keinesfalls das Ideal negiert, vielmehr verstärkt sich hierdurch die Suche nach dem Dahinterstehenden, dem Metaphysischen. ....

 

(Auszug aus der Einführungsrede von Franz Rudolf Menne zur Ausstellung im Kunsthaus Bocholt am 6. Mai 2001.)

www.odorumpf.de